Formulierungen in Stellenanzeigen – dem Phrasen-Schwein auf der Spur

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Ein neuer Job wird gesucht. Man wühlt sich müßig durch eine nicht enden wollende Liste an Stellenanzeigen, doch welche ist die Richtige? Welche ist seriös? Und welche Anzeige weist auf Jobs hin, die nie im Leben das alles halten können, was sie in der vollmundig aufgeblasenen Stellenanzeige versprechen? Wer sich bewirbt, legt in die, teils sehr schwammig formulierten, Stellenanzeigen große Hoffnungen, denn ein guter Job mit einem guten Verdienst ist in der heutigen Leistungsgesellschaft selbstverständlich das A und O. Normalerweise beinhaltet eine Stellenanzeige im groben Überblick eine Beschreibung des Unternehmens, welche aufführt, seit wann die Firma existiert, wie viele Mitarbeiter sie beschäftigen und beispielsweise in welcher Branche sie hauptsächlich unterwegs sind oder auch, auf wie viel Geld sich der Jahresumsatz beläuft. Schon hier bekommt man also die Möglichkeit eingeräumt, sich selbst über das Unternehmen zu informieren, denn auch auf dem Stellenmarkt gibt es schwarze Schafe, dessen „Firma“ nur in ihrer Fantasie erfolgreich oder überhaupt existent ist. Im Hauptteil der Stellenanzeige klärt man dann den Bewerber darüber auf, was er im Unternehmen im Groben zu tun haben wird. Dies soll erst einmal einen Eindruck darüber vermitteln, welche Fähigkeiten für solche Aufgaben die Voraussetzung sind. Darauf wird im Anschluss noch einmal –im Idealfall- konkret und detailliert eingegangen.

Das bedeuten Formulierungen in Stellenanzeigen:

Grundsätzlich gilt hier…

Jene Anforderungen, die in der Sparte der Fähigkeiten, weiter oben aufgeführt sind, sind auch für das Unternehmen die wichtigsten Bedingungen. Meist findet sich als erster Punkt der erforderliche Abschluss, welcher entweder ein abgeschlossenes Hochschulstudium oder eine Berufsausbildung beinhaltet. Im zweiten Punkt kann dann sofort auf die notwendige, berufliche Praxiserfahrung verwiesen werde und im Anschluss auf eine dritte Qualifikation, wie beispielsweise Sprach,- oder IT-Kenntnisse. Dies sind Qualitäten, die von dem Unternehmen erforderlich sind, um den Job zur Zufriedenheit des Arbeitsgebers auszuführen. Allgemein sind also die ersten drei Punkte maßgebliche Wegweiser für die konkreten Anforderungen.

Willst du die Stelle haben, dann bringe mit…..

Ein must-have sind dabei jene Fähigkeiten, die auf die Formulierung „zwingend erforderlich“, „unumgänglich“, „notwendige Voraussetzung ist…“ oder auch „unbedingt nötig sind…“ folgen. Diese Phrasen sind dabei die gängigsten Formulierungen um den Bewerber darauf aufmerksam zu machen, dass er sich im Grunde nicht bewerben muss, wenn er diese Pflichtqualifikationen nicht erfüllt. Wer sich beispielsweise in der Gastronomie als Demichef de Cuisine bewerben will, der hat selbstverständlich ohne abgeschlossene Berufsausbildung und erste berufliche Erfahrung in einer Führungsposition schlechte Karten, einen wirklich guten Job zu ergattern. Ebenso muss man sich nicht als Empfangsmitarbeiterin bewerben, auch wenn man vielleicht die nötige Berufserfahrung hat, die angestrebte Stelle allerdings Sprachkenntnisse im Englischen, Französischen, Russischen und Chinesischen erfordert und man davon nur Eine mehr oder minder gut beherrscht. Meist ist in solchen Fällen aber schnell klar, wer die zwingenden Voraussetzungen erfüllt und wer nicht. Dies erfordert allerdings auch eine kritische und klare Selbstreflexion der eigenen Stärken und Schwächen.

Die Kann- Qualifikationen…

kennzeichnen sich dadurch, dass Synonyme verwendet werden, die darauf hinweisen, dass die nun folgenden Anforderungen keine Pflichtvoraussetzungen darstellen. Redewendungen wie „es wäre zudem wünschenswert…“, „gerne auch Erfahrung in…“ oder „von Vorteil ist…“ intendieren, dass solche Kenntnisse zwar gerne im Unternehmen und dem Wunschposten gesehen werden aber eben nicht zwingend im Bewerberprofil enthalten sein müssen. Auch hier keine Scheu vor der Bewerbung, wenn Sie diese Merkmale nicht vollständig erfüllen, denn das können sowieso die Wenigsten. Viele Unternehmen geben solche Kernkompetenzen zwar an um perfekte Bewerber aufzuspüren, wobei sie sich wahrscheinlich schon beim Einstellen ellenlanger Jobbeschreibungen sicher sind, dass sie Niemanden finden werden, der die genannten Kriterium zu 100% erfüllen wird. Oft ist es auch so, dass Unternehmen, den Bewerber und seinen Kenntnisstand nicht genau abschätzen können. Wer also 60-80% der erwünschten Qualifikationen mit im Gepäck hat, ist an der richtigen Adresse.

Auffällig ist auch, dass Männer hier viel forscher vorgehen als die Damen. Der männliche Teil der Bewerber jagt beispielsweise seinen Lebenslauf und andere Unterlagen schon dann raus, wenn sie durchschnittlich nur 40% des Bewerberprofils erfüllen, wogegen Frauen sich erst dann bewerben, wenn sie 60-80% der Jobvoraussetzungen mitbringen können. Ladies: keine Scheu. Mehr als Absagen kann das Unternehmen auch nicht. Somit hat man im Grunde nichts zu verlieren. So oder Ähnlich denken ja auch die Herren der Schöpfung und unsere Damen sind ihnen ja bekanntermaßen gleichgestellt!!

Seriöse Firma oder böswilliger Gauner?

Hier sollte man auch ein besonderes Augenmerk auf die Kontaktdaten legen, welche meistens irgendwo neben oder unter der Stellenanzeige vermerkt sind. Wer hier nur eine anonyme Telefonnummer oder eine unklare Mailadresse hinterlegt, der hat sicherlich etwas zu verbergen und auch die Jobanzeige wird ihre Versprechungen sicher nicht halten können. Auch irreale Angaben wie „15 Euro die Stunde nur fürs Freundlich-Sein“ heißen meist nix Gutes. Hier wird höchstwahrscheinlich in der Kunden-Kaltakquise oder zumindest auf reiner Provisionsbasis gearbeitet. Wer also auf ein sicheres Gehalt wert legt und jeden Monat seine Miete zahlen möchte, der sollte davon definitiv die Finger lassen. Ebenfalls seltsam sind Aussagen wie „Keine Vorkenntnisse nötig“ oder „Führungsposten für Berufseinsteiger“. Diese weisen auf leere Versprechungen hin. Hier kann man seine Bewerbung genauso gut in den Mülleimer werfen, denn selbst da sind persönliche Daten wie Adresse, Telefonnummer und Co. wohl weitaus sicherer als in den Händen unseriöser Gauner. Man sollte bei den Beschreibungen darauf achten, dass sie nach einem ganz normalen Job, im Idealfall mit anerkannter Berufsbezeichnung, handelt. Besonders euphorische oder irreale Anzeigen sollte man, wie verlockend es auch sein mag, einfach ignorieren.

Geheimcodes in der Stellenanzeige

Wie auch im Arbeitszeugnis werden auch in den Stellenbeschreibungen verdeckte Botschaften eingestreut. Diese können Hinweise auf Arbeitsklima, Gehalt, Aufgabenfeld und andere Details weiterleiten. Selbstverständlich müssen solche Aussagen nicht immer zwingend eine negative Message transportieren, doch gerade beim Gehalt wird häufig kreativ umschrieben und verdeckt gelogen. Hier eine kleine, tabellarische Auflistung diverser, gängiger Formulierungen, hinter denen sich ein großer Haufen schmutziger Wäsche verstecken könnte.

Formulierungen in Stellenanzeigen und ihre Bedeutung:

Selbstverständlich treffen die „Übersetzungen“ der Phrasen nicht auf jeden Job und jede Anzeige zu. Dennoch lohnt es sich, die Eventualitäten zu kennen und sich vorab über die Firma zu informieren! Diverse Seiten bieten auch Mitarbeiterbewertungen über das Unternehmen und die Chefs. Hier kann man aus erster Hand erfahren, ob der „schlimmste Fall“ wahrscheinlich ist oder ob Erwartungen gehalten werden können und ein seriöser Job auf einen wartet.

Kennt ihr noch weitere Phrasen, die man unbedingt umgehen sollte? In welcher Branche fallen euch diese mehrdeutigen Formulierungen denn am Stärksten auf? Mir würde besonders der Verkauf ins Auge stechen, der Neukundenakquise und das „telefonische Klinken-Putzen“ meist hochtrabend umwirbt!

Wir wünschen dennoch viel Glück bei zukünftigen Bewerbungen und hoffen, dass wir helfen konnten, aufgeblasene Jobanzeigen zu zerstechen, wie ein Luftballon.

 

Gastbeitrag von: Sarah Amadio

Sarah Amadio ist Studentin der Germanistik und Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seit April 2013 unterstützt sie unser Team tatkräftig im Bereich Online-Marketing.

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Verfolgen Lisa N.:

Nach einem Masterstudium an der Universität Hamburg, habe ich erfolgreich ein Volontariat in einer PR-Agentur absolviert. Bei der YOURCAREERGROUP bin ich seit November 2014 für das B2C Marketing und den Pressebereich zuständig. Weitere Informationen zu mir gibt es auf XING.