Verliebt in Kollegen – Partnerbörse Arbeitsplatz

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Wer einen Job hat, der braucht nicht lange Suchen

Wer braucht schon Onlineplattformen, lange, verzweifelte Suchen im Stammcafé oder sehnsüchtige Blicke durch die Romantikabteilung der Stadtbibliothek: es gibt doch den Arbeitsplatz und den ein oder anderen Kollegen, mit dem man nicht nur Job sondern auch Bett und Wohnung teilen möchte. In Anbetracht der immensen Zeit, die man heutzutage am Arbeitsplatz (besonders in der Hotellerie und Gastronomie) verbringt verwundert es kaum einen, wenn die rosa Elefanten-Kaffeetasse und der alte, lila Plüschbär den Schreibtisch zieren, Geburtstage während der Überstunden gefeiert werden, der Rauhaardackel der Kollegin unter dem Tisch vor sich hin döst und das H&M Paket für die Buchhalterin in der Firmenpost liegt- warum sollte es dann verblüffen, wenn das zweite zu Hause auch für die Partnerbeschaffung intensiv genutzt wird. Gerade die Zahlen, die beispielsweise das Marktforschungsinstitut IFAK aus Taunusstein veröffentlichte, belegen, dass sich jeder zehnte Berufstätige am Arbeitsplatz verliebt. In den Führungsetagen waren Amor und sein Liebespfeil sogar noch aktiver und trafen rund 12 % der Befragten. Eins zeigt sich hier bereits ganz deutlich: Die Liebe am Arbeitsplatz ist keine Seltenheit. Und das Beste ist: Experten zufolge sollen die Chancen auf eine feste, funktionierende Partnerschaft besonders gut stehen, weil man auf jeden Fall genügend Zeit hat, den potentiellen Partner ausgiebig zu beschnuppern, das garantiert uns ja freundlicherweise unsere 40-Stunden-Plus-Woche. Was alles andere als romantisch klingt: die Liebe am Arbeitsplatz -umgeben von neugierigen Kollegen zwischen Geschirr, Wäschebergen und Buchungsunterlagen statt Kerzen, Pasta und Musik- ist in unserer schnelllebigen Arbeitswelt bereits bekannte Realität. Und mal ehrlich: Irgendwann möchte man ja auch mal Ruhe und der Fall ist nach einem bis zu zehn stündigen Arbeitsplatz sicherlich keine Seltenheit. Liebe am Arbeitsplatz ist also zunächst einmal bequem und relaxt.

Verliebt in Kollegen: Schmetterlinge im Bauch statt Meetings im Kopf?

Wie der deutsche Schlagersänger Jürgen Marcus auf vollem Herzen tirilierte: „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben…“, glaubt man oft, dass die Liebe beflügelt, motiviert, befreit und glücklich macht. Gerade frisch Verliebte strahlen gesteigerte Lebensfreude aus, haben meist ein Lächeln auf den Lippen und strotzen nur so vor Ehrgeiz und Tatendrang. Und gerade Letzteres gefällt nicht nur dem Verliebten sondern auch dem Chef, denn der kann die Liebesenergien gekonnt in Unternehmensprofit umsetzen. Dies ist mit ein Grund, weshalb verstaubte Moralvorstellungen und prüde Sittenkodexe aufgelöst wurden und auch innerbetriebliche Vereinbarungen zwischen Chef und Mitarbeiter, die das strikte Unterlassen eines Techtelmechtels zwischen Kollegen fordert und beim Verstoß mit Kündigung bestraft, gelockert wurden: Keine Firma kann es tatsächlich verkraften, wenn man, nur wegen einer kleinen Affäre, erstklassige Mitarbeiter verliert. Wo kämen wir denn da hin, wenn der vielfach prämierte Küchenchef nun einmal gerne mit der Kellnerin mehr als nur die Überstunden gemein haben will und der Chef die beiden Angestellten sofort entlassen muss. Das geht zu weit, sagt auch das Arbeitsgericht, denn ein generelles Liebesverbot am Arbeitsplatz schränke das Persönlichkeitsrecht ein und verletzte außerdem das Grundrecht. Dies stellte 2005 das Düsseldorfer Landesgericht und auch das Bundesarbeitsgericht klar. Also die Liebe an sich ist erstmal kein Problem. Diese kommen erst dann auf, wenn die Liebe die Arbeit verdrängt. Störungen wie eine Bevorzugung des Partners, Isolation von den anderen Kollegen und daraus resultierendes Misstrauen, Verleumdungen und Lästereien sowie Abhängigkeitsverhältnisse bei Beziehungen zwischen Über,- und Unterstellten sind Faktoren, die es zu Vermeiden gilt. Am Arbeitsplatz gehört Ihre Zeit eben Ihrer Arbeit, doch was man danach hinter verschlossenen Lagertüren so treibt ist jedermanns eigene Angelegenheit. Auch verwerfliche Notizen, die am Empfang durch die Luft wehen und Inhalte verlauten lassen, die kein Drehbuchautor von Soft-Pornos besser hätte formulieren können, haben am Arbeitsplatz nichts verloren. Mails können gespeichert und bei Bedarf immer gegen Sie verwendet werden. Diese Nachrichten in die Tat umzusetzen und sich wild knutschend auf das frisch gemachte Bett in Zimmer 205 zu werfen ist selbstverständlich ebenfalls ein absolutes No-go!

Diskretion ist das A und O und dann klappt`s auch mit dem Kollegen.

Anzug und Krawatte und Rosen für die Sekretärin

Der Job gefällt- der Chef auch? Mein herzliches Beileid, denn eine Beziehung mit einem Überlegenen ist eine sehr heikle Angelegenheit und kann hochexplosive Konflikte mit sich bringen. Die Kristallvase mit den 10 roten Rosen kann dann schnell ihren Stammplatz, den Tisch, in Scherben am Boden, eintauschen. Hierarchische Beziehungen ähneln fast schon seelischer Grausamkeit, denn der Chef kann und darf keinen seiner Untergebenen mit Samthandschuhen anfassen und mit Zuckerguss überziehen, während der Rest der Belegschaft Stacheldraht und Peitsche in die nächste Überstunde getrieben wird. Das führt zu Hass, Verachtung und kann schnell mal eine ganze Firmenstruktur zerstören. Die Augen der Kollegen sind auch, in weniger brisanten Fällen, sofort scharfgestellt, die Ohren gespitzt und die Lästerbereitschaft auf Höchstmaß gesteigert. Es wird beobachtet und spioniert. Bevorzugt er Frau Meier? Weiß Frau Meier etwas, was ich nicht weiß? Darf ich mit Frau Meier jetzt nicht mehr reden? Riskiere ich hier gerade meinen Job? Frau Meier wird zur Komplizin und zur verdeckten Ermittlerin degradiert, auch wenn sich beide professionell genug verhalten und Job und Privatleben strikt trennen. Isolation ist die zwangsläufige Folge.

Wenn Liebe also zur „Chefsache“ wird und man dem Boss verfallen ist, sollte man besonderen Wert auf Professionalität legen. Kein Tratschen, kein Lästern und keine öffentliche Zärtlichkeit. Mann und Frau Poker-face können ihre Liebelei auch einfach mal geheim halten, wenn Frau beispielsweise sowieso bald die Abteilung wechselt und damit dem Abteilungsleiter entgeht oder eine Versetzung in eine anderes Hotel vor der Tür steht. Grundsätzlich birgt eine Beziehung zum Chef mehr Fallstricke als eine Verbindung von gleichgestellten Partnern, die vielleicht sogar gemeinsam an Aufgaben arbeiten. Hier ist besondere Vorsicht gefragt.

Verliebt war mal – wohin mit den Tränen?

Beziehungen halten leider nicht nur immer bis ans Lebensende, sondern sie Scheitern auch oft genug, denn sonst würden die ganzen Scheidungsanwälte nicht ein so goldenes Näschen mit sich führen, wie es die Meisten tun. Doch was ist, wenn man schon 15 Jahre im gleichen Betrieb arbeitet, verheiratet ist und auch alle Kollegen einen nur als das klassische, von Herzen umschwirrte, glückliche Betriebspaar kennen und plötzlich alles in Scherben bricht? Wer hier schnell die Flucht ergreifen und sich in einen anderen Arbeitsplatz oder wenigstens eine andere Abteilung retten kann, der sollte diese Chance nicht aus falschem Stolz ausschlagen, denn jeder von uns weiß doch wie scherzhaft es ist, den Ex jeden Tag zu sehen, jeden Tag zu erleben und vielleicht nach schon sehr kurzer Zeit mit der jungen Frau beim Anbändeln beobachten zu können. Das zerreißt einem das Herz und macht normale Arbeit noch ein normales Arbeitsklima schlichtweg unmöglich. Auch möchte man sich vielleicht einmal bei der Freundin ausweinen und so richtig gepflegt über die schlechten Seiten des Ex ablästern. Ob die Kollegin gegenüber da wohl die richtige Wahl ist? Eher nicht, denn auch wenn sie noch so vertraut wirkt, solange keine richtige Freundschaft besteht ist und bleibt die Dame eine Arbeitskollegin von der man nicht weiß, wie gerne sie ihren Mann mag oder wie gerne sie das Gesagte in der Abteilung weiter tratscht. Daher gilt strikt: Bloß keine gegnerischen Lager mit gelegentlichem Bombenabtausch! Wer etwas zu klären hat, der tut das nach Feierabend. Auch sollte man so viel Klasse zeigen und sich ein eiskaltes „Guten Morgen!“ gegenüber dem Ex abringen, denn das tut einem nicht weh und erhält den Betriebsfrieden. Ansonsten: Ab ins Reisebüro, Resturlaub beantragen und auf in den 10-Tage Urlaub in Barbados, mit Single-Extras. Die Wunden heilen dann sicherlich etwas schneller unter der prallen Hitze, umgeben von hübschen Jungs und Mädels und zahllosen Pina Coladas.

Und nun? Auf der Weihnachtsfeier findet sich schon wer?

Alle Jahre wieder droht die Weihnachtsfeier. Berüchtigt und verrufen ist die liebe Firmenweihnachtsfeier in vieler Menschen Munde. Es wird meist vielsagend gelächelt, gezwinkert oder direkt knallrot angelaufen, wenn man nach des Festen der vorangegangenen Jahre fragt. Dort lässt man sich nämlich gerne gehen und die verdrängte Erinnerung dazu soll dann auch bitte genauso bleiben, wie sie ist: verdrängt. Man tanzt, man lacht und man lernt den ein oder anderen Kollegen auf die ein oder andere, ganz andere Art kennen. Die Key Account Managerin in rotem Minikleid? Der Front Office Manager schlittert mit dem neunten Prosecco übers Parkett und über die Finanzbuchhalterin, die Sekretärin sitzt mit dem dreizehnten Martini und dem Chefsekretär fröhlich kichernd am Tresen. Der Chef legt unterm Disco-Licht einen Moonwalk zu „Last Christmas“ ein und zu guter Letzt verschwindet man in ein offenes Büro oder huscht gemeinsam ins Taxi. Doch der Tag der Weihnachtsfeier ist nicht der Tag des Weltuntergangs: das sollte man nicht vergessen. Der nächste Morgen kommt bestimmt und mit ganz viel Pech kommt er zusammen mit bösem Kater, Weinflaschen neben dem Bett und dem langjährigen Arbeitskollegen neben einem selbst…nackt. Und das Schlimmste ist nicht nur der Morgen danach, sondern auch die vereinzelt Nüchternen, die alle Geschehnisse noch bestens und detailliert wissen. Wer es auf Betriebsfeiern so richtig krachen lässt, braucht sich nicht wundern, wenn der nächste Gang ins Hotel oder Restaurant dem Weg ins leuchtend rote Höllenfeuer gleicht. Fehler werden hier hinter vorgehaltener Hand besprochen, Folgen der fatalen Handlungen bei Kaffeepause diskutiert und das Einzige, was man selber davon mitbekommt sind abschätzige Blicke und hämisches Gekicher. Aber vielleicht bleibt ja noch ein Verbündeter: der Kollege von letzter Nacht? Wenn auch er plötzlich nur noch Bestellungen und Buchungsunterlagen von dir sehen will und keinen Striptease, hilft nur Souveränität und Stolz. Wer zu viel lästert, den bestraft das Leben und auf jene, die sich den Mund bis auf den Knochen über vergangene Nacht zerreißen, sollte man zugehen und konkret klarstellen, dass man ein Mensch ist, Fehler macht, es für das nächste Mal besser weiß und weitere Lästerattacken bitte erspart wünscht. Viele werden Reue zeigen und sie zukünftig in Ruhe lassen. Ansonsten: abwarten, Tee trinken, Plätzchen essen und den langersehnten Urlaub nach den Feiertagen abwarten.

Und fürs nächste Mal: Keine Lackstiefel zum Minikleid, Arbeitsplatz bleibt Arbeitsplatz auch wenn Musik läuft. Allgemein gilt hier, dass man sich an abgesprochene Vereinbarungen hält oder eher auf dezente Stücke setzt. Alkohol, ja okay. Aber bitte in Maßen. Wer sich vorgenommen hat, mal so richtig auf Kosten des Arbeitgebers die Party zu rocken, sollte diesen Plan lieber wieder verwerfen. Und zuletzt: Vorsicht mit den Kollegen. Ein kleiner Flirt mit dem niedlichen, unverheirateten Buchhalter, den man sowieso ganz toll fand, ist okay. Ein kleiner Flirt mit dem verheirateten Chef und Familienvater nur um ihre Karrierechancen aufzumotzen ist dermaßen Daneben.

Liebe unter Kollegen: Hot or Not?

Wir haben gesehen: Oftmals hat die Liebe am Arbeitsplatz viele positive Seiten, besonders dann, wenn die Partner gleichgestellt ist, die Kollegen nicht vor Neid und Hass zerfressen sind und die neuen Energien produktiv genutzt werden können. Dann ist Chef zufrieden, Paar zufrieden und Kollegen zufrieden. So kann eine Beziehung im Beruf vollkommen funktionieren und aus der Liebe zum Job wurde die Liebe im Job.

Negativ belastet wird die Liebe am Arbeitsplatz erst dann, wenn man nicht auf den liebenswürdigen Kollegen abfährt, sondern im Traum auf dem Schoß der Chefetage sitzt. Diese Konstellationen bergen schon in ihren Grundfesten untragbare Probleme und sollten, wenn möglich, umgangen werden. Auch Streits in der Abteilung sollten gemieden werden, allgemein sollte die Beziehung nicht zu großen Raum im Job einnehmen. Weder wildes Küssen, noch laute Schreie sind erwünscht.

Ansonsten gilt: Liebe kennt keine Grenzen. Die Floskel kennen wir alle und wenn die Liebe wichtiger als die Arbeit aber eben mit dieser unvereinbar ist, dann hilft nur eins: eine neue Stelle suchen und glücklich bis ans Lebensende sein.

Bilderquellen: © prodakszyn / Maziar Roohi /shutterstock.com

Gastbeitrag von: Sarah Amadio

Sarah Amadio ist Studentin der Germanistik und Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seit April 2013 unterstützt sie unser Team tatkräftig im Bereich Online-Marketing.

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Verfolgen Lisa N.:

Nach einem Masterstudium an der Universität Hamburg, habe ich erfolgreich ein Volontariat in einer PR-Agentur absolviert. Bei der YOURCAREERGROUP bin ich seit November 2014 für das B2C Marketing und den Pressebereich zuständig. Weitere Informationen zu mir gibt es auf XING.