Wie du dein Vorstellungsgespräch garantiert vermasselst

Eingetragen bei: Vorstellungsgespräch | 0

Das Vorstellunggespräch: für viele steht es in ihrer nahen Zukunft, ähnlich furchteinflößend wie eine tiefschwarze Nebelbank am Horizont, die von Stunde zu Stunde näher auf die Kleinstadt zugekrochen kommt, bis sie dann alles mit ihren schwarzen Klauen verschlingt. Eigentlich ist es ja gar nicht so furchtbar, wie viele befürchten, denn es ist, wie es ist: ein simples Kennenlernen von Personalern und zukünftigem Angestellten, in welchem sich der zukünftige Angestellte eben einfach von seiner allerbesten Seite präsentieren sollte. Doch so eine (eigentlich) problemlose Aufgabe bietet viele kleine und große Hürden, die ich euch nun am Härtefallbeispiel „Paula“ vorführen werde. In diesem Beispielfall geht wirklich alles schief und das verminte Feld „Vorstellungsgespräch“ wird zu einem glatten Alptraum, der leider aus der Traumwelt, rein in die Realität gehüpft ist. Und wer jetzt denkt: Ach was! Solche Bewerber gibt es nicht, weil sowas keiner macht!!… dem sei gesagt: Oh doch… es gibt sie wirklich! Auch wenn hier alles etwas überspitzter dargestellt wird, gibt es Kardinalfehler, die, vielleicht auch aufgrund panikartiger Nervosität, immer wieder vorkommen.

Ein Satz mit `x`: Das war wohl nix…die größten Fehler im Vorstellungsgespräch

Paula hat gerade ihren Realschulabschluss mit guten Noten absolviert und sich nun für eine Ausbildung in einem wunderschönen Hotel beworben. Nach Wochen des Bangens kam nun endlich die lang ersehnte Einladung zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch. Noch ist alles gut. Eine Woche später ist es dann endlich so weit. Nach dem Aufstehen stellt Paula fest, dass sie ja bereits in einer Stunde da sein muss. Dabei war sie sich doch total sicher, dass das Gespräch erst um 11 Uhr stattfindet. Doch das Blatt sagt was anderes und die große, gemein grinsende 10 schielt bösartig zu ihr hinauf. „Also flott anziehen und los“ denkt sich Paula. Draußen wird ein heißer Tag- es ist Hochsommer. Also wählt Paula ihr niedliches blaues Strandkleid mit dem großen „Hello Kitty“ Aufdruck und die Flip Flops aus dem letzten Urlaub. „Die werden das schon verstehen… es ist ja total heiß draußen“ denkt sich Paula. Naja, ihre Zehennägel erstrahlen leider unter einer monatealten Schicht eines abgeblätterten, hellgrünen Nagellacks… „aber das wird schon keiner sehen“, denkt sie sich. Dann rennt sie los- die Haare werden natürlich ganz flott im Bus gekämmt. Während sie völlig abgehetzt und durchgeschwitzt auf die verspätete Bahn wartet, raucht Paula ganz schnell noch mehrere Zigaretten Kette gegen die Nervosität und denkt anschließend kurz darüber nach, ob sie nicht etwas vergessen hat…

1. Fehler im Vorstellungsgespräch

Bereits in diesem, noch recht harmlosen Teil, hat Paula bereits alle fatalen Fehler, die absolut unverzeihlich sind, ausgeführt. Sie trägt absolut unpassende Kleidung, denn auch bei wahnsinniger Hitze, sollte man sich vernünftig anziehen. Selbstverständlich erwartet niemand bei 35 Grad im Schatten einen schwarzen Hosenanzug aber ein schlichtes, schönes Kleid und Pumps sollten kein Problem sein. Man geht schließlich nicht schwimmen, sondern möchte in den nächsten 30 Minuten sein Leben entscheidend verändern. Außerdem kommt Paula auf jeden Fall zu spät. So etwas wirkt ziemlich abschreckend, denn wenn der Bewerber es bei einem so wichtigen Termin nicht einmal schafft pünktlich zu erscheinen, drängt sich unweigerlich die Frage auf, ob er es dann jemals schafft vereinbarte Uhrzeiten einzuhalten. Außerdem wirkt Paula ungepflegt und wird die Personaler zudem mit ihrem unangenehmen Schweiß,- und Zigarettengeruch belästigen. Die armen Personaler… die werden Paula sicherlich nicht so schnell vergessen…

Jetzt fällt es Paula wieder siedend heiß ein: Sie weiß ja gar nix über das Hotel… weiß sie überhaupt noch den Namen? „Naja, mehr oder weniger…wird schon reichen“ denkt sie. Mit einer Verspätung von 19 Minuten erreicht Paula völlig durchgeschwitzt ihren Wunscharbeitsplatz: ein wunderschönes Luxushotel mit Kronleuchter und Marmorboden. Paula ist jedoch so außer Atem, dass Sie sich erst einmal hinsetzen und ausruhen muss. Nach kurzer Zeit steuert eine schick gekleidete Dame auf sie zu und fragt behutsam ob sie eventuell Hilfe bräuchte, weil sie so verschwitzt und außer Atem sei. Paula sagt: „Nene, nich nötig. Hab`n Vorstellungsgespräch jetzt ungefähr!“. Schreckensbleich mustert die Dame Paula von oben bis unten. Ihr schockierter Blick bleibt nicht zuletzt bei ihren Zehennägeln und dem, vom Rennen halb zerfetzten, Flip Flop hängen. „Oh…sind Sie sich da sicher, dass Sie richtig sind? Wir erwarten Paula Müller?!“. „Jupp genau! Die bin dann wohl ich!“ antwortet Paula siegessicher, denn sie denkt, trotz ihres demolierten Äußeren, mit Witz und Selbstsicherheit punkten zu können. Dass dies leider völlig deplatziert, arrogant und überheblich wirkt, merkt sie dabei gar nicht. Die Dame führt Paula in einen wunderschönen Konferenzsaal, in dem Paula erst einmal an den beiden Herren im Anzug vorbei saust, sich hinsetzt und das eisgekühlte Wasser gierig verschlingt. Anschließend lümmelt Sie sich auf den Stuhl und denkt darüber nach, wie gerne Sie jetzt schlafen würde. Hätte sie die Party doch mal vor 5 Uhr morgens verlassen- aber es war doch so lustig. Die Personaler wechseln einen irritierten Blick und setzen sich dann auch an den Tisch.

2. Fehler im Vorstellungsgespräch

Weitere, typische Fehler: Paula redet mit Slang- Hochdeutsch ist aber, um ein Unternehmen zu repräsentieren, absolute Pflicht und sollte zum Standard gehören. Außerdem will Paula „cool“ sein und behandelt dadurch das Personal von oben herab, was überheblich und unfreundlich wirkt. Ihr äußeres Erscheinungsbild ist selbstverständlich absolut untragbar und wahrscheinlich sogar am Strand zu ungepflegt. Letzter, absolut vermeidbarer,  Fehler war die fehlende Begrüßung und das sofortige Hinsetzen. Man ist ja nicht zu Hause, sondern nur ein Gast. Daher wartet man, bis man einen Platz angeboten bekommt. Bei der angebotenen Fläche handelt es sich außerdem (höchstwahrscheinlich, außer vielleicht bei einem Vorstellungsgespräch in einem Bettenlager)  um einen SITZ-Platz auf einem Stuhl und nicht um eine Liegefläche am Strand. Gerade Sitzen ist Pflicht. Und wer vor einem Vorstellungsgespräch feiern geht bis in die Puppen ist selber Schuld. Müdigkeit und damit verbundenes Dauergähnen suggeriert auch Langeweile und fehlendes Engagement. Selbstverständlich ist auch, dass man weder betrunken, noch angetrunken zum Vorstellungsgespräch erscheint. Wir sind hier nicht am Ballermann!

Die ersten quälenden Minuten des Vorstellungsgesprächs ziehen ins Land. Die Personaler wussten bereits nach der Antwort auf die Frage: „Welche Stärken und welche Schwächen haben Sie denn?“ und Paula (ausgefuchst, wie sie ist) erwiderte: „Schwächen und Paula? Das passt nicht zusammen!“, dass dies keine Basis für eine Zusammenarbeit ist. Dennoch wollen Sie von Paula abschließend wissen, warum Sie sich für das Hotel entschieden hat und ob sie noch letzte Fragen hat. Just in diesem Augenblick ertönt ein lauter Rap-Gesang durch den Konferenzraum. Paula springt, wie von der Hornisse gestochen, auf und zerrt ihr Handy aus ihrer Tasche. Die Personaler starren sich verzweifelt an… eine Frage leuchtet in den Augen des jeweils Anderen: „Was soll das alles bloß?“. Paula geht inzwischen seelenruhig an ihr Handy und stopft sich zeitgleich ein neues Kaugummi in den Mund. „Ne Muddi, kann grad nich einkaufen gehen. Sitz doch im Vorstellungsgespräch…“. Sie kehrt zu dem Tisch zurück und sagt: „Also zum Unternehmen? Ne da hab ich keine Fragen mehr, weiß alles. Kann ich dann gehen?“ Schweigendes, synchrones Nicken der Personaler. Mit einem lauten „Super, ging ja doch ganz flott!“ schwingt sich Paula aus der Tür und will gerade raus, als sie sich noch einmal umdreht und fragt: „Achso. Wie sieht`s mit Geld aus? Und Urlaub? Das wollt ich vom Unternehmen auf jeden Fall wissen“.

3. Fehler im Vorstellungsgespräch

Und die letzten Fehler folgen natürlich im Nu. Paula strotzt vor Desinteresse, Dreistigkeit und mangelnder Vorbereitung. Die Frage nach den Schwächen ist außerdem in jedem Gespräch eine Frage, die die Selbsteinschätzung des Bewerbers verdeutlichen soll. Er soll damit zeigen, dass er sich über Können und Nichtkönnen bewusst und auch Selbstreflexion für ihn kein Problem ist. Witze sind an dieser Stelle absolut deplatziert, da sie den Ernst der Frage untergraben. Auch das Handyklingeln unterbricht nicht selten das Vorstellungsgespräch, wie oft berichtet wird. Noch dreister sind jene, die das Gespräch auch ernsthaft noch annehmen und seelenruhig telefonieren. Das wird schon keiner in Realität machen? Na, da sollte man sich nicht zu sicher sein. Erlebt wurde alles schon.

Die berühmte Frage danach, ob es an dieser Stelle noch weitere Fragen gäbe sollte beantwortet werden- im Idealfall mit einer Gegenfrage;-) Wer hier absolut unvorbereitet auftritt und zeigt, dass er eigentlich keine Ahnung vom Unternehmen hat, signalisiert Desinteresse. Es zeigt, dass man nicht genug Zeit in eine solide Grundlage investieren wollte. Zumindest eine Frage danach, wie der zukünftige Ausbildungsplan gestaltet ist oder wie die Entwicklungsmöglichkeiten aussehen, sollte schon drin sein!

Ebenfalls Fragen nach Gehalt oder Urlaub sind ein gefährliches Lager. Natürlich möchte jeder gut bezahlt werden und braucht Erholung von dem Job aber dies ist ein Faktor, der nicht sofort thematisiert werden sollte, da das Unternehmen es sicherlich von alleine früher oder später anschneidet. Zumindest im ersten Kennenlernen hat sowas von Seiten des Bewerbers nicht zu suchen- erst Recht nicht so taktisch katastrophal platziert, wie bei unserer Paula.

Auch liegt es immer noch im Ermessen des Unternehmens, wann ein Vorstellungsgespräch beendet wird. Dies hat man nicht selbst einzuleiten, trotz Gesprächspausen oder einer schleppenden Unterhaltung. Zudem ist auch hier die Etikette zu wahren: Begrüßung, Verabschiedung und eventuell ein klitzekleines Dankeschön, dafür, dass man sich Zeit genommen hat, sind nicht zu viel verlangt.

Und noch mehr Stolpersteine

Paula hat sogar geschafft einige Fehler auszulassen, obwohl sie die schlimmsten Fehler zu vollster Verstörung des Unternehmens perfekt umgesetzt hat. Immer wieder treffen die Personalleiter auf Bewerber, die im Vorstellungsgespräch schlichtweg das Blaue vom Himmel lügen, was ihre Qualifikationen und Erfahrungen anbetrifft. Fraglich ist nur, warum man so etwas tut, denn wenn das Mathe-Genie ohne Sprachtalent angibt Englisch, Französisch, Chinesisch und Russisch fließend in Wort und Schrift zu beherrschen, wird es früher oder später sowieso auffliegen, dass das gelogen war. Dies kann die sofortige Beendigung des Arbeitsverhältnisses zur Folge haben. Auch alles andere als wohlschmeckend ist das beherzte Herziehen über den ehemaligen Chef oder ehemalige Kollegen im Vorstellungsgespräch. Da kommen die Personaler natürlich auf den Gedanken, dass auch sie, nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses, im Kanonenfeuer der Beleidigungen landen könnten.

Alles in Allem gilt: verhalte dich angemessen, höflich und respektsvoll und verliere niemals den Ernst der Lage aus den Augen, unabhängig davon ob dir der Personalleiter urplötzlich völlig vertraut erscheint. Deine Kleidung und auch das Auftreten sollten, dem Anlass entsprechend, durchdacht sein.

Was war euer schlimmstes Vorstellungsgespräch? Habt ihr noch weitere Geschichten auf Lager oder auch Anmerkungen dazu, was man von vornherein vermeiden sollte?

Ansonsten kann kaum noch was schief gehen und du bleibst sicherlich in besserer Erinnerung als unsere Paula!

Wir wünschen für alle Vorstellungsgespräche viel Erfolg!

Bildquelle: © Sean de Burca/ Luis Santos / Champion Studio / shutterstock.com

Gastbeitrag von: Sarah Amadio

Sarah Amadio ist Studentin der Germanistik und Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seit April 2013 unterstützt sie unser Team tatkräftig im Bereich Online-Marketing.

Beitrag teilen...
Share on LinkedIn
Linkedin
Share on Xing
Xing
Share on Facebook
Facebook
Verfolgen Lisa N.:

Nach einem Masterstudium an der Universität Hamburg, habe ich erfolgreich ein Volontariat in einer PR-Agentur absolviert. Bei der YOURCAREERGROUP bin ich seit November 2014 für das B2C Marketing und den Pressebereich zuständig. Weitere Informationen zu mir gibt es auf XING.