Taxi statt Bus und Hosenanzug statt Jeans – wie der erste Job die Persönlichkeit verändert

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Was macht der erste Job bloß mit mir? Zu Studien- oder Ausbildungszeiten trug man T-shirts mit Comicfiguren und Jeanshosen übersät mit Löchern – weil es ja ach so lässig ist, so rumzulaufen. Doch kaum hat man den ersten Job ergattert, verändert sich nicht nur die Optik mancher Berufsanfänger, sondern auch ihr Wesen. Egal, als was und wo, mit dem ersten Job beginnt eine Metamorphose, aus dem chilligen-Typ wird einer fürs Schuften. Die meisten erwischt es zwischen 20 und 30.

Mit der Arbeit kommt die Ernsthaftigkeit

Arbeiten prägt. Es verändert unter Umständen den Körper und es verändert definitiv den Menschen, der drin steckt. Vor ein paar Jahren haben Psychologen rund 2.200 deutsche Studenten, Schüler und Auszubildende untersucht. Dreimal in vier Jahren wurden sie insgesamt befragt. Mit dem Berufsstart, beobachteten die Forscher, veränderten sich auch ihre Probanden. Wer auf einmal mehr Druck spürte, wer gefordert wurde, wer wusste, Fehler haben Konsequenzen, zumal Fehler Geld kosten –  der wandelte sich. Mit anderen Worten: Wenn der erste Job ruft, weicht der Blödsinn, um der Gewissen- und Ernsthaftigkeit Platz zu machen. Fast könnte man sagen, dass aus Jugendlichen Erwachsene werden. Somit ist klar, die erste Arbeitsstelle beeinflusst häufig die Persönlichkeit. Erst mit dem Eintritt in die Rente wird alles wieder etwas lockerer, so die Experten. Sie bezeichnen dieses Stadium daher auch als den „Dolce-Vita“-Effekt (dolce vita – ital. für das süße Leben). Gemeint ist damit, dass Rentner beginnen das Leben in vollen Zügen zu genießen und das sie öfter einfach mal in den Tag hinein leben. Dem jahrelangen Stress folgt dann eine Zeit des puren Entspannens.

Die alten Zeiten- ach war das schön!

„Seitdem du arbeitest, hast du dich echt verändert!“ oder „Alter Snob!“, sind Sätze, die dann häufig von Mitmenschen geäußert werden, die das süße Nichtstun genießen und noch nicht in die Arbeitswelt eingetreten sind.  Auf Sätze wie: „Es ist Mittwoch, lass uns um die Häuser ziehen!“, antwortest du konsequent mit „Ich muss morgen früh raus“, und denkst innerlich „Hilfe, ich klinge schon wie mein Vater!“ Doch die Pflicht ruft und da kannst du dir die Feierei unter der Woche nicht mehr so einfach leisten wie früher.

Am Anfang schwelgst du noch in Erinnerungen an „die guten alten Zeiten“, in denen der Wecker nicht um 07:00 Uhr klingelte, sondern erst um 09:00 Uhr. In denen Urlaubstrips spontan gebucht wurden und keiner monatelagen Planung bedurften und in denen die Feste gefeiert wurden, wie sie fielen. In diesen Momenten erscheint dir die Arbeit ausschließlich als nerviges Übel und einmal angefangen, willst du möglichst bald auch wieder damit aufhören, am besten, so lange du die Kurve noch kriegst. Der Übergang in die neue Welt kann schmerzen, aber auch tolle neue Eindrücke und die lang ersehnte Selbstständigkeit bedeuten. Also passt man sich ganz allmählich an, bis man irgendwann selbst dazugehört. Der Spagat gelingt, bis einer ausspricht, was alle längst wussten: Irgendwie wirkst du so erwachsen. Ein Satz wie ein Urteil. Eigentlich ist damit auch alles gesagt. Du wirst allmählich langweilig – denkst du – doch irgendwann erwischt es alle. Denn ohne Moos ist schließlich nix los. Natürlich gibt es ein paar, die weiterhin rebellieren und Fluchtpläne schmieden. Die keinen Hosenanzug kaufen wollen und sich partout gegen das Erwachsenwerden weigern. Schließlich sind sie der Ansicht, dass der schnöde Alltag nur etwas für Spießer ist. Die Fragen, die diese Mitmenschen brennend interessieren sind: War es das? Ein Job bis zur Rente? Wie komme ich hier raus? Eine Bekannte von damals hat gekündigt. Sie hat genug vom ständigen Überstunden machen und Rumreisen. Also studiert sie nun weiter, mit ein paar Nachwirkungen aus ihrem alten Dasein. Am ersten Uni-Tag kam sie zu spät, der Bus war weg. Da rief sie sich ein Taxi. Ihren Kommilitonen hat sie davon lieber nicht erzählt. Warum? Sie genierte sich für ihre Dekadenz.

Doch Arbeiten bedeutet auch viel Positives – das erkennen die meisten mit der Zeit

Doch es gibt noch mehr, was sich ändert. Egal, für welche Summe man die eigene Zeit verkauft hat, das erste Gehalt tröstet darüber hinweg. Mit dem Geld beginnt die Zeit der materiellen Unabhängigkeit. Schluss mit Busfahren und rein ins neue Auto, keine Lust mehr auf ständig gähnende Leere im Kühlschrank, dafür öfter Sushi im Lieblingsrestaurant an der Ecke. Es sind die Annehmlichkeiten des Arbeitens, sodass nach einer Weile alles nicht mehr so schlimm erscheint. Man gewöhnt sich. Und wer das anders sieht, der stöhnt weiter. Berufsberater haben einen Namen für den Moment, in dem die alte und die neue Welt aufeinanderprallen: Praxisschock. Ist die Phase überstanden, so die Hoffnung, geht es aufwärts. War es nicht sogar das, was man wollte? Wofür man all die Jahre während der Ausbildung oder dem Studium geackert hat? Endlich Praxis und Schluss mit der Theorie! Etwas zu schaffen und zu verändern, möglichst etwas Sinnhaftes. In diesem Sinne Augen zu und durch! Jede Lebensphase hat ihre Vor- und Nachteile. Doch eins ist klar: Arbeiten bringt viele Annehmlichkeiten, die das Leben „drumherum“ einfacher gestalten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Verfolgen Lisa N.:

Nach einem Masterstudium an der Universität Hamburg, habe ich erfolgreich ein Volontariat in einer PR-Agentur absolviert. Bei der YOURCAREERGROUP bin ich seit November 2014 für das B2C Marketing und den Pressebereich zuständig. Weitere Informationen zu mir gibt es auf XING.